Umwelt

"Salzgut" am Ort in Bex

Die jährliche Projektbegehung «Salzgut am Ort » führte im Juni 2022 erstmals in die Romandie, zur Saline in Bex, einer der drei Standorte der Schweizer Salinen. Die zwei durch den Naturfonds «Salzgut» geförderten Naturschutzprojekte in Bex tragen mit ihren vielfältigen Partnerschaften massgeblich zu einer erfolgreichen Umsetzung bei.

Lit pour hermine

«Mit den Solefeldern in der Nordwestschweiz und dem Salzbergwerk in Bex fördern wir das Salz für die Schweiz zutage. Mit dem Naturfonds ‚Salzgut‘ geben wir der Natur etwas zurück, fördern aktiv die Biodiversität und gestalten attraktiv die Lebensräume für Tiere und Pflanzen» Mit diesen Worten eröffnete Dr. Urs Ch. Hofmeier, Geschäftsleiter der Schweizer Salinen, die Veranstaltung «Salzgut am Ort». Der Naturfonds «Salzgut» geht bereits ins dritte Jahr und hat seit 2020 bereits insgesamt 55 Projekte in 5 verschiedenen Handlungsfeldern unterstützt. «Salzgut am Ort» steht im Zeichen der Begegnung vor Ort, mit dem der Austausch über naturschutzfachliche Themen und konkreten Erfahrungen bei der Planung und Durchführung von Naturschutzprojekten gefördert werden soll. In diesem Jahr stand der Besuch von zwei der insgesamt fünf geförderten Projekte in der Region Bex auf dem Programm. Abgeschlossen wurde die Begehung mit einem Besuch im traditionsreichen Salzbergwerk von Bex.

Das agro-ökologische Landgut in Chiètre

Kelly Delavy und Antoine Burri, beide von Pro Natura Waadt, empfangen die Teilnehmenden herzlich auf einem 6 ha grossen Landwirtschaftsgut in der ländlichen Umgebung von Bex. Auf dem Hügel von Chiètre soll die Biodiversität gefördert werden und in Einklang mit der landwirtschaftlichen Produktion gebracht werden. Hierfür werden Massnahmen umgesetzt, die den Neuntöter, den Wendehals und den Feldhasen einen optimalen Lebensraum bieten, von denen aber auch viele andere Lebewesen profitieren können. Hierfür wurde eigens ein neuer Obstgarten (63 Bäume mit insgesamt 33 verschiedenen Sorten!) gepflanzt, dornenreiche Hecken aus einheimischen Straucharten angelegt, Nistkästen für Wendehals, Schleiereule und Turmfalke installiert und Kleinstrukturen, wie z. B. ein Steinhaufen (Abbildung 1) angelegt.

Hand in Hand zum Erfolg

Zusätzlich wurde in den Steinhaufen ein Hermelinbett integriert, erklärt uns Kelly Delavy und ergänzt begeistert: «Dadurch wird ein natürlicher Räuber gefördert, der gleichzeitig damit die Wühlmäuse reguliert, die sonst im Obstgarten grosse Schäden anrichten würden. Also eine Win-Win-Situation für die ökologische Beziehung in der Landwirtschaft».

Das Schlüsselelement dieses Projekts sind seine vielfältigen Partnerschaften, ohne die dieses Projekt nicht zustande gekommen wäre. Da ist in erster Linie die Partnerschaft mit der Eigentümerin, die das Grundstück mit einer Dienstbarkeit zugunsten von Pro Natura zum Schutz der Naturwerte überlassen hat, sowie die Partnerschaft mit der Grainier AG als landwirtschaftliche Bewirtschafterin der Parzelle. Die Ordensschwestern von Saint Maurice, die ein angrenzendes Grundstück besitzen und mit denen eine ausgezeichnete Zusammenarbeit besteht, stellen das Wasser für die Bewässerung zur Verfügung. Der Naturfonds «Salzgut» ermöglicht die Finanzierung des Obstgartens und anderer Aufwertungsmassnahmen über drei Jahre. Und schliesslich sind zahlreiche Freiwillige, Zivildienstleistende und Schüler an der Umsetzung und Pflege dieses Projekts beteiligt!

Wo Mehlschwalben und Mauersegler im urbanen Raum wieder Lebensräume finden

Das zweite besuchte Projekt befindet sich direkt in Bex. Im Zentrum der Stadt Bex berichtet Jean-Christophe Fallet vom Verein Alpes vivantes mit Leidenschaft von seinem Projekt zur Förderung von Mehlschwalben und Mauerseglern. Diese beiden Zugvogelarten sind in der Schweiz in der Roten Liste der Brutvögel als ‘potenziell gefährdet’ taxiert und bedürfen zusätzlicher Schutzmassnahmen. Das Projekt besteht aus drei Teilen: Jährlich findet ein Monitoring der bestehenden Vorkommen beider Arten statt und die Daten werden in die kommunale GIS-Datenbank integriert, damit diese Informationen bei Bauprojekten berücksichtigt werden können. Zudem werden Kunstnester für Mehlschwalben und Nistkästen für Mauersegler an Gebäuden befestigt, welche sich in der Nähe von bereits bestehenden Populationen befinden, um deren Ansiedlung zu fördern. Schliesslich werden die SchülerInnen für diese beiden Vogelarten sensibilisiert sowie aktiv in das Monitoring, den Nistkastenbau und die Informationskampagne einbezogen. Damit soll eine möglichst breite Publikumswirkung in der Bevölkerung von Bex erzielt und für ein besseres Zusammenleben mit diesen Vögeln geworben werden.

Auch hier liegt der Schwerpunkt auf Partnerschaften und Austausch: zwischen dem Verein Alpes vivantes, der Gemeinde Bex, den Schulen resp. den sehr engagierten LehrerInnen und SchülerInnen sowie der Bevölkerung. Wie Jean-Christophe Fallet sagt: «Es ist sehr wichtig, Verbindungen zwischen der Natur und den Menschen zu schaffen, um eine nachhaltige Bewahrung der uns umgebenden Natur zu bewirken.»

Auf den Spuren von Kaiserin Maria-Luise

Einen spannenden Abschluss fand die Veranstaltung in der Besichtigung des Salzbergwerks und einer Führung zu seiner 500-jährigen Geschichte. Mit dem Zug der Minenarbeiter legten die Teilnehmenden eine 1,6 km lange Fahrt durch den Berg und über 450 m unter die Erde zurück und erfuhren Wissenswertes über die Geschichte und Entwicklung der Salzgewinnung in Bex. Salz ist für unser Leben sehr wichtig und in vielen Bereichen heutzutage unerlässlich. Und dank dem Naturfonds «Salzgut» der Schweizer Salinen profitiert auch unsere Umwelt davon.

Alpes vivantes
Im Schatten des wunderschönen Mammutbaums auf dem Schulhof von Bex lernen die Teilnehmenden die Massnahmen kennen, die der Verein Alpes vivantes und die Schulkinder von Bex für Mehlschwal-ben und Mauersegler umgesetzt haben. (Foto: Andreas Bernasconi)